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Die Erforschung des Bewusstseins mit dem Mind Mirror
Joe Kamiya von der Universität Chicago gelang es in den 60er Jahren als erstem Forscher, Versuchspersonen
durch EEG-Biofeedback in die Lage zu versetzen, willentlich die Aktivität ihrer Alpha-Hirnwellen zu erhöhen.
Anfang der 70er Jahre entwickelte sich im Westen ein zunehmendes Interesse an den
Philosophien und Kulturen Asiens. Spirituelle Lehrer und Yogis besuchten Europa und die USA, und viele Popstars verehrten
einen indischen Guru (Pete Townsend, Carlos Santana, George Harrison...).
Der Londoner Wissenschaftler
C. Maxwell Cade war Biophysiker und Zen-Meister und war zu dieser Zeit als einer der wenigen Nichtmediziner
Mitglied der Royal Society of Medicine. Er interessierte sich für die Frage, ob die zweifellos
besonderen Bewusstseinszustände und mentalen Fähigkeiten, zu denen viele Yogis und Swamis in der
Lage waren, mit einer bestimmten elektrischen Aktivität des Gehirns (Gehirnwellen) verbunden waren,
und ob man Menschen aus dem Westen diese Bewusstseinszustände ermöglichen konnte, indem man sie
darin unterrichtete, die gleichen Hirnwellenmuster zu produzieren.
Dazu konstruierte er mit dem Techniker Geoffrey Blundell ein EEG-Biofeedbackgerät speziell zur
Erforschung von Bewusstseinszuständen, den Mind Mirror™. Tatsächlich produzierten die meisten
von ihm untersuchten Yogis im Wachzustand ein anderes Hirnwellenmuster als die meisten »normalen«
Menschen im Westen: eine harmonische Kombination aus Beta-, Alpha-, Theta- und Deltawellen, die er
als »Awakened Mind« (erweckter Geist) bezeichnete. In Biofeedback-Seminaren und Abendkursen
nutzte er den Mind Mirror, um den Teilnehmern die Erfahrung dieser Hirnwellenmuster und damit
dieser Bewusstseinszustände zu ermöglichen. Diese frühen Erfahrungen der Hirnwellen- und
Bewusstseinsforschung beschrieb der Neurofeedback-Pionier Cade in seinem Buch
»The Awakened Mind«.
Die Amerikanerin Anna Wise, die in London acht Jahre mit Maxwell Cade zusammen arbeitete, führte
dessen Arbeit nach seinem Tod in den USA fort und erweiterte sie. Sie untersuchte Menschen aus
ganz unterschiedlichen Lebensbereichen und fand heraus, dass viele Personen, die zu
Spitzenleistungen in der Lage waren, auch im Wachzustand ein Awakened Mind Muster produzieren
konnten. Diese Bewusstseinszustände sind vielen Menschen bekannt, aber wir erleben sie oft
eher zufällig und nicht immer dann, wenn wir sie brauchen. Anna Wise beschäftigte sich intensiv mit
dem Zusammenspiel der verschiedenen Hirnwellen und entwickelte besondere Übungen, die bestimmte
Hirnwellen gezielt stimulieren helfen.
Im Gegensatz zu den Pionierzeiten ist der Mind Mirror heute digital und kann die Hirnwellen
auf einem Computerbildschirm darstellen.
Durch Hirnwellentraining und EEG-Biofeedback lernen wir, diese
»besonderen« (meditativen, kreativen, intuitiven, »high performance«) Bewusstseinszustände
herbeizuführen und sie für unser Leben zu nutzen. Wir erreichen ein flexibles
Bewusstsein, das Anna Wise als »High Performance Mind« bezeichnete.
Die Neurofeedback Pionierin Anna Wise verstarb am 3. März 2010 in Kalifornien. Einen Nachruf finden Sie hier oder auf der Homepage des Anna Wise Center.
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